ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Michael Stevenson
* 1964 in Inglewood (NZ), lebt und arbeitet in Berlin (DE)


The Fountain of Prosperity, 2006

Als der neuseeländische Ökonom Bill Phillips 1949 den “MONIAC" entwarf, ein hydraulisches Gerät zur Veranschaulichung nationalökonomischer Vorgänge, war die Globalisierung in ihrer heutigen Ausprägung noch nicht denkbar; und so können Export und Import nur dadurch veranschaulicht werden, dass Wasser aus der Hydraulik abgelassen oder ihr zugeführt wird. Dennoch war der MONIAC in seiner Zeit ein Erfolg, konnten doch mittels der Wasserstände in den einzelnen Tanks die Verhältnisse und das Wirken von Investitionen, Steuern und Wohlfahrt auf das ökonomische System direkt veranschaulicht werden – und bald stand ein Dutzend entsprechender Geräte an Bildungsstätten in aller Welt. Der Legende nach erwarb auch die Zentralbank Guatemalas 1953 ein Modell. Der Künstler Michael Stevenson nahm die Recherche nach dem Verbleib des Modells zum Anlass, mit einem Nachbau des MONIAC dessen verworrene Metaphorik aufzugreifen. Im Ausstellungsraum sich selbst und dem möglichen Verfall überlassen, verbildlicht die altertümliche Maschine die Kluft zwischen den Abstraktionen der Ökonomie und deren Wirklichkeit – und die Momente, in denen sich die Wirtschaft die Wirklichkeit unterordnet: Als 1954 die CIA den demokratisch gewählten Präsidenten Guatemalas stürzte und das Land für Jahrzehnte zu einer “Bananenrepublik” degradierte, geschah dies maßgeblich auf Drängen des US-Konzerns “United Fruit Company”, der sein Geschäft von den anstehenden Landreformen bedroht sah. (JB)

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The Fountain of Prosperity,
2006