Tsuyoshi Ozawa |
* 1965 in Tokio (JP), lebt und arbeitet in Tokio
Die Erfindung des Museums hängt eng mit dem Konzept der Tradition zusammen. Die Objekte, die ein Museum versammelt, sollen repräsentativ für eine Epoche oder die kulturelle Identität einer Region stehen – aus ihnen ergibt sich ein Bild der Geschichte, das unverrückbar, exklusiv und wertvoll erscheint. So könnte gesagt werden, dass das Museum selbst ein Ort ist, an dem Tradition nicht nur bewahrt, sondern als eine abgeschlossene und schlüssige Geschichte konstruiert – also erfunden – wird. In seinem Werk Museum of Soy Sauce spielt Tsuyoshi Ozawa mit dem Museum als Fabrik des Fiktiven. In mehreren kleinen Räumen werden hier, nach Epochen und Genres sortiert, Kunst- und Kulturprodukte präsentiert, die der obskuren Tradition der Sojasoßenmalerei folgen – von ihren archaischen Anfängen bis heute. Als Direktor dieses „Museums“ sieht sich Tsuyoshi Ozawa in der Verantwortung, diese immer wieder „vergessene“ Kunstgattung zu bewahren und zu vermitteln: als explizit japanisches Kulturgut ebenso wie als Teil asiatischer Geschichte und der Weltkultur im Ganzen. Das Museum of Soy Sauce ist eine humorvolle Auseinandersetzung mit dem oft naiven und bisweilen auch verbissenen Anspruch von Museen, Kulturprodukten einen rechtmäßigen Platz im kunsthistorischen Kanon einzuräumen. Es stellt uns vor die Frage, auf welche Weisen wir Gemälde und andere Dinge als historische Gegenstände erkennen – und warum wir uns daher von Museen Geschichte(n) erzählen lassen. (JB) Museum of Soy Sauce, 1998–2000 |