ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Richard Bell
* 1953 in Charleville, Queensland (AU), im Stamm der Kamilaroi, lebt und arbeitet in Brisbane (AU)


Scientia E Metaphysica (Bell’s Theorem), 2003

Die Werke des australischen Künstlers und politischen Aktivisten Richard Bell stellen eine Reaktion auf wichtige Themen in der australischen Sozialgeschichte und Politik, etwa Diskriminierung und Rassismus, aber auch auf die Arbeitsweise der Kunstszene und des Kunstmarkts dar.
Um der Usurpation der Aborigine-Bildersprache und ihrer kommerziellen Verwendung in Werbekampagnen, im Tourismusmarketing etc. etwas kritisch entgegenzusetzen, übernimmt Bell Stile und Formen der westlichen Moderne, ihren Ausdruck und Stil sowie ihre Ikonografie. Die bunten, würfelartigen Muster in Scientia E Metaphysica (Bell’s Theorem) erinnern sowohl an Pop-Art als auch an indigene Kunst. Auf die Würfel ist, ganz im Stile der Konzeptkunst, ein Satz geschrieben, der eine politische Botschaft birgt: „Aboriginal art – it’s a white thing“ („Aborigine-Kunst ist eine Sache der Weißen“). Schwarze und weiße Farbtropfen und gleichfarbige Farbfelder auf beiden Seiten des Gemäldes verleihen der problematischen soziopolitischen Geschichte der Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß in Australien auf prägnante Weise visuell Ausdruck. Das „abstrakte“ rote Dreieck verweist auf das existierende „Dreieck des Unbehagens“ aus dem kritischen Text „Bell’s Theorem“[1], in dem das Ausmaß erläutert wird, in dem skrupellose Händler und Agenten Aborigine-Künstler ausbeuten.
Die Aussage der Arbeit richtet sich gegen den Prozess der Kommodifizierung von Aborigine-Kunst und gegen die Kontrolle der Aborigine-Kultur durch den westlichen Kunstmarkt des Westens. Bell geht es insbesondere um den Kampf gegen kommerzielle Vermarktungsstrategien, durch die Aborigine-Kunst als typische „Aborigine-Spiritualität“ angepriesen wird und Aborigine-Künstlerinnen und -Künstler als „edle Wilde“ ausgegrenzt werden. (DM)

[1] Richard Bell, „Bell’s Theorem. ABORIGINAL ART – It’s a white thing!“, online: www.kooriweb.org/bell/theorum.html, November 2002,
abgerufen am 20.07.2011.

Bell_Scientia

Scientia E Metaphysica (Bell’s Theorem)
, 2003