„Weltkunst“ war vor der globalen Ära ein kolonialer Begriff für jene Artefakte „der Anderen“, die in ethnografischen Museen wie in einer neuen Wunderkammer ausgestellt wurden. In der postkolonialen Ära, in der die bodenständigen Traditionen überall abreißen, sind solche Sammlungen in die Krise geraten. Zudem kommt es häufig zu Kritik von außen, wenn zeitgenössische KünstlerInnen die Sammlung ihrer kolonialisierten Ahnen analysieren. Im Gestus einer Selbstexotisierung stellen sie beispielsweise ihren Körper als Sammelobjekt zur Schau oder prangern die Restaurierung alter Exotika als eine andere Form von Gesichtschirurgie an. Aber auch die erfolgreiche Umschreibung indigener Symbolsprachen (in diesem Fall jene der Aborigines) in eine marktkonforme „Kunst“ wird von Richard Bell als „a white thing“ angeklagt. Der aus dem Irak stammende Fotograf Halim Al-Karim bringt in seiner Arbeit Hidden Prisoner (1993) durch ein Morphing altorientalischer Porträts, die ihn im Museum anschauen, seinen Widerspruch dagegen zum Ausdruck, dass er hier seinen kulturellen Ahnen begegnet. In den in dieser Sektion präsentierten Werken erweist sich, dass der alte Ordnungsbegriff einer „Weltkunst“ stets modernen Interessen diente und schon deshalb im Bereich der postkolonialen Kunstproduktion abgelehnt wird.